Augsburger Allgemeine, 03.12.1992:

Wemdinger Zeit-Pyramide erst im Jahre 3193 fertig

Stadtrat billigt Projekt des Künstlers Manfred Laber
Wemding (ris) Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliche Projekt hat jetzt der Wemdinger Stadtrat beschlossen. 1993 wird aus Anlass der 1200 Jahr-Feier mit dem Bau einer "Zeit-Pyramide" begonnen, die 1200 Jahre später, also 3193, fertig sein soll. Die Idee stammt vor dem Wemdinger Künstler Manfred Laber.

Der Stadtrat stimmte dem Vorhaben bei vier Gegenstimmen zu. Ein geeignetes Grundstück habe man bereits in Aussicht, erklärte Bürgermeister Jürgen von Streit. Dort wird dann im kommenden Jahr der erste Granitwürfel mit 1,20 Meter Kantenlänge und fünf Tonnen Gewicht aufgestellt werden (wir berichteten). 119 solcher Würfel sollen folgen, und zwar alle zehn Jahre einer. Die ersten 64 bilden die unterste Ebene, und dann geht es pyramidenförmig nach oben, bis zu einer Höhe von 4,80 Metern.

Kosten von 5000 Mark
Auf die Stadt kommen außer dem Grundstück nur Kosten von einmalig 5000 Mark zu. Die Planung und Organisation übernimmt Manfred Laber - ein Jubiläumsgeschenk an seine Geburtsstadt. Der neue Stein wird jeweils aus den Zinserträgen einer Stiftung finanziert. Derzeit kostet ein Granitwürfel einschließlich Transport und Aufstellung rund 5000 Mark.
Das Projekt wird in Wemding seit dem Frühjahr - teilweise leidenschaftlich - diskutiert. Der Künstler selbst bezeichnet seine Idee als "sehr kühn", meint aber andererseits, dass das Werk ein Denken in neuen Dimensionen ermöglicht: "Da spürt man dann die Wucht der 1200 Jahre ganz anders als im Rückblick auf die Geschichte, denn wer weiß heute schon, was in zwanzig, fünfzig oder hundert Jahren ist, ob es ein Wemding in 1200 Jahren überhaupt noch gibt?"

"Genialer Einfall"
Der Stadtrat zeigte sich von Labers Idee sehr angetan, teilweise sogar begeistert. "Der Einfall ist genial", meinte beispielsweise SPD-Fraktionssprecher und Dritter Bürgermeister Hans Rink. Es entstehe ein Zeitdokument, das alle zehn Jahre, wenn ein Stein gesetzt wird, neu diskutiert werde.

Faszinierender Gedanke
Auch Theo Knoll (CSU) sprach von einem "faszinierenden Gedanken". Die Bürger würden so dazu veranlasst, sich mit dem "Faktor Zeit" auseinanderzusetzen. Kulturreferent Reiner Dittrich (PWG) ergänzte, durch das Kunstwerk werde man alle zehn Jahre veranlasst, neu nachzudenken, was man mit seiner Zeit angefangen habe und wie die kommenden Jahre genutzt werden können.